lunes, 28 de diciembre de 2009






 

zum dritten Advent


verfasst von: redaktion am 04.11.2010, 12:00 Uhr

Kultur »Nun jauchzet dem Herren, vokal und instrumental«

Deutsche Kammerakademie Neuss unter Leitung von Hansjörg Schellenberger

Neuss. Das Weihnachtskonzert der Deutschen Kammerakademie Neuss am dritten Adventsonntag ist inzwischen Tradition geworden wie die Klassiknacht im Rosengarten. Daß das winterliche Vergnügen nicht im Freien, sondern in der wohlig-klangvollen Atmosphäre des Zeughauses stattfindet, liegt in der Natur der Jahreszeit begründet.



Am 12. Dezember, abends um sechs, beginnt die »Bescherung« der Kammerakademie, die in diesem Jahr von Hansjörg Schellenberger geleitet wird. Der ehemalige Solo‑Oboist der Berliner Philharmoniker und international gefragte Dirigent wird im Zeughaus auch zur Oboe greifen, um aus der großen Bonbonniere weihnachtlicher Kostbarkeiten einige ausgewählte Stücke vorzustellen. Den Schwerpunkt bildet dabei die weltliche und geistliche Musik des italienischen Barock. Ausgangspunkt ist ein Werk von Alessandro Scarlatti, der vor 350 Jahren geboren wurde: Eine Weihnachtskantate für Sopran und Streicher eröffnet das Programm mit der Frische und Lebendigkeit, die man sich seinerzeit in der Kirche durchaus erlauben durfte, ohne daß die innere Einkehr in Gefahr gewesen wäre. Solistin des Werkes ist die spanische Sopranistin Laia Falcón, die in ihrer Heimat als beste Sängerin des Jahres 2009 mit dem Sonderpreis der Musikhochschule »Reina Sofía« ausgezeichnet wurde. 

Der Kantate folgt eine ungewöhnliche Sinfonia in G von Scarlattis Sohn Domenico, ein knappes, gedrängtes Werk mit einem überraschend improvisatorischen Mittelsatz. Vor der Pause werden die beiden Solisten des Abends – Sopran und Oboe – dann gemeinsam ein Gloria von Domenico Cimarosa zu Gehör bringen, bei dem man sich ohne weiteres an das eine oder andere Jugendstück eines gewissen Amadeus erinnert fühlen könnte, der während seiner frühen Reisen bekanntlich oft in den italienischen Akzent verfiel. 

Der zweite Teil des Programms beginnt mit dem hinreißenden, völlig unwiderstehlichen Oboenkonzert des Venezianers Alessandro Marcello, an das sich unmittelbar Johann Sebastian Bachs Kantate Nr. 51 »Jauchzet Gott in allen Landen« anschließt, worinnen Trompete und Solosopran selbander die Herrlichkeit des Höchsten besingen. 

Der musikalische Teil des dritten Adventsonntages endet mit dem Concerto grosso op. 6 Nr. 8 von Arcangelo Corelli, das als das »Weihnachtskonzert« in die Geschichte einging und den Bogen zum Anfang schlägt: die Pastorale (»es waren Hirten auf dem Felde«) läßt die künstlich errichteten Grenzen zwischen weltlichen und geistlichen Formen der Verherrlichung vollends zerfließen.

Beginn 18 Uhr im Zeughaus Neuss – und wie immer beim weihnachtlichen Konzert gibt es die Eintrittskarten zu einem einheitlichen Preis von nur 10 Euro. Karten gibt es über das NRW-Ticket-System oder am Sonntag direkt im Zeughaus. Kartenvorverkauf über Telefon 02131 403 77 95

Laia Falcon

Laia Falcon (Jahrgang 1979): Die spanische Sopranistin wurde in ihrer Heimat mit dem Sonderpreis der „Escuela Superior de Música Reina Sofía“ als beste Sängerin 2009 geehrt. Im Mai 2010 debütierte sie am Teatro Real de Madrid in der Hauptrolle der Weltpremiere von „Carmen Replay”. Solo-Engagements führten sie in mehrere europäische Länder und große Konzertsäle, darunter die Mailänder Scala, das Palais Garnier in Paris, das Muziektheater Amsterdam, Teatro Sao Carlos de Lisboa und das Guggenheim Museum in Bilbao. Als Preisträgerin der Internationalen Sommerakademie Salzburg war sie im August 2010 bei den Salzburger Festspielen zu hören.

Hansjörg Schellenberger

Hansjörg Schellenberger hat sich im Laufe seiner langjährigen internationalen Tätigkeit auf vielen musikalischen Gebieten einen wohlklingenden Namen gemacht: als exzellenter Solo-Oboist der Berliner Philharmoniker, als Ensemblegründer und Dirigent mit großer Orchestererfahrung sowie als überaus engagierter Pädagoge.

Der legendäre Jan Koetsier gab ihm Unterweisungen mit dem Taktstock, indessen Schellenberger – ganz nebenbei bemerkt auch ein studierter Mathematiker – sein späteres Hauptfach bei Manfred Clement lernte. Und so kam es, daß er kein ausschließlicher Oboist wurde: Jahrzehntelange Beobachtungen, Partiturstudien und hautnah auf dem Podium oder im Graben vorgenommene Interpretationsvergleiche schufen ihm die Basis für eine zweite Karriere, die schon längst internationale Kreise zieht. 

Die Camerata Salzburg, das Spanische Nationalorchester, das Orchestra Verdi aus Mailand sowie das Orchestra della Svizzera Italiana, die Deutsche Radio-Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern und viele andere hochkarätige Klangkörper begrüßen Hansjörg Schellenberger regelmäßig an ihrem Dirigentenpult.

Unlängst dirigierte Schellenberger während des Haydn-Jubiläums das Münchner Rundfunkorchester in einer vorzüglichen Infedelta delusa: »Dirigent Hansjörg Schellenberger hielt das Münchner Rundfunkorchester zu transparentem, federndem Spiel an«, bemerkte die Süddeutsche Zeitung.

Ende Januar 2011 wird das NHK Symphony Orchestra Tokio in der renommierten Suntory Hall unter seiner Leitung mehrere Konzerte mit Werken von Honegger, Busoni, Mozart und Beethoven geben. Solist der Abende ist Emmanuel Pahud. Ein umfassender Beethoven-Zyklus im türkischen Izmir und Tourneen nach Spanien, Japan und Asien stehen unter anderem auf seinem Terminkalender 2011/12.

Von zentraler künstlerischer Bedeutung ist für Hansjörg Schellenberger auch das kammermusikalische und konzertante Zusammenwirken mit seiner Ehefrau, der exzellenten Harfenistin Margit-Anna Süß. Seit mehr als zwanzig Jahren bildet das »Familienunternehmen« ein vielgefragtes Duo, das die Musikfreunde auf unzähligen deutschen Podien sowie bei mancherlei internationalen Tourneen mit besonderen Kostbarkeiten des Repertoires bekannt gemacht hat: Allein in der allerjüngsten Vergangenheit, nämlich im Jahre 2009, führten zwei Konzertreisen nach Japan.

Auf mehr als fünfzig CDs hat der Künstler seine musikalische Tätigkeit bei allen großen Tonträgerfirmen demonstriert. Vor zehn Jahren gründete er überdies sein eigenes Label Campanella Musica, auf dem er selbst unter anderem mit Werken von Carl Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven sowie mit einem französischen Barockprogramm und verschiedenen Werken moderner Klassiker vertreten ist. 

Im Frühjahr 2011 wird eine neue CD-Veröffentlichung mit Werken von Carl Maria von Weber bei CAMERATA TOKYO erscheinen. Hansjörg Schellenberger erfüllt auch hier wieder die Doppelfunktion – als Dirigent des Rundfunkorchesters München und als Oboist. Eingespielt wurden Webers Concertini für Horn und Oboe mit dem Hornisten Stefan Dohr sowie die beiden Sinfonien.

Anmerkung: TIPP zu Weihnachten

Bei dem französischen Label LONTANO erscheint rechtzeitig zum traditionellen Weihnachtskonzert der Deutschen Kammerakademie Neuss ein CD-Mitschnitt der diesjährigen Saisoneröffnung »Tanz mit dem Teufel«. (LONTANO ist im Vertrieb von Warner Classics)